Geballte Ladung Österreichischer Film im Herbst
Die Tage werden kürzer und das Wetter macht wieder Lust gemeinsam ins Kino zu gehen und in andere Welten abzutauchen. Da trifft es sich wunderbar, dass gerade so viele spannende neue österreichische Filmproduktionen schon in den Startlöchern warten. Von festivalprämierten Filmen bis zu urkomischen Geschichten ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Mit dem 2018 veröffentlichten Film SHUT UP AND PLAY THE PIANO über den Ausnahmepianisten und Entertainer Chilly Gonzales, hat der Filmemacher und Journalist Philipp Jedicke bereits eine dokumentarische Arbeit über ein Musikthema vorgelegt. Seine jüngste Dokumentation VIENNA CALLING (seit 25. August im Kino) ist eine poetische Annäherung an die Musik- und Kulturszene Wiens, abseits des Mainstream, und fühlt sich zugleich wie eine Hommage an die pulsierende Metropole an. Protagonist*innen des Films sind heimische Musikgrößen wie Voodoo Jürgens, Stefanie Sargnagel, Lydia Haider, Nino aus Wien und Esrap.

Kinovergnügen für die ganze Familie hält Johannes Schmids Film NEUE GESCHICHTEN VOM FRANZ – Teil zwei der erfolgreichen Kinderbuch-Verfilmung – bereit. Um seine zerstrittenen Freunde wieder zu versöhnen, dichtet Franz der Nachbarin an, eine gesuchte Verbrecherin zu sein. Das Trio stürzt sich sofort in die vermeintliche Verbrecherjagd und stößt dabei auf unerwartete Geheimnisse. Der abenteuerreiche Familienfilm läuft ab 7. September im Kino.


In der Folgewoche startet DAS TIER IM DSCHUNGEL, eine österreichisch-belgisch-französische Koproduktion, unter der Regie von Patric Chiha. Dieser hat eine Liebeserklärung an die Clubkultur der vergangenen Jahrzehnte auf die Leinwand gebracht, deren rauschhafte Faszination sich verbreitet, während die beiden Hauptfiguren über viele Jahre hinweg auf ein geheimnisvolles Ereignis warten, das womöglich niemals eintreten wird.

Im Dokumentarfilm A BOY’S LIFE (Kinostart 29. September) nähert sich das Regie-Duo Christian Krönes und Florian Weigensamer der außergewöhnlichen Lebens- und Überlebensgeschichte des neunjährigen Daniel Chanoch während des Holocaust an. Dessen Odyssee beginnt mit der Deportation seiner Familie aus dem jüdischen Ghetto in Litauen und führt über sechs Konzentrationslager, wo er u.a. die Toten auf Holzkarren zu den Krematorien schaffen muss, bis nach Palästina.

Ebenfalls am 29. September startet das Drama WALD mit Brigitte Hobmeier, Gerti Drassl und Johannes Krisch. Inspiriert vom gleichnamigen Bestseller von Doris Knecht, erzählt Elisabeth Scharang mit leisen Tönen die Geschichte einer jungen Frau, die nach dem traumatischen Erlebnis eines Terroranschlags allein zurück ins Waldviertel, in das alte Haus der Großmutter zieht. Sie hat weder Geld noch Auto, trifft jedoch bald auf alte Freude aus der Kindheit und ebenso alte Konflikte. WALD wird beim Toronto International Film Festival am 8. September uraufgeführt.

Dass sich nicht nur Filmfans, sondern auch Musik- und Kabarettbegeisterte auf Andreas Schmieds Komödie PULLED PORK besonders freuen, hat einen – pardon – zwei Gründe: Paul Pizzera & Otto Jaus, die erstmals auch in einem Film ein Duo bilden. Aber auch abgesehen davon, garantiert der skurrile Plot um einen Detektiv, der mit Hilfe seines Ziehbruders und Ex-Knackis einen korrupten Schweinezüchter und Bürgermeisterkandidaten zu Fall zu bringen möchte, beste Unterhaltung. Und es heißt genau hinsehen, denn Filmpat*innen konnten Filmluft schnuppern und waren als Statisten mitten im Geschehen.

Das von Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg koproduzierte Drama INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE nimmt die in Kärnten geborene Lyrikerin Ingeborg Bachmann in den Blick. Filmemacherin Margarethe von Trotta erzählt in ihrem Biopic vom kompromisslosen Leben der Ausnahme-Schriftstellerin in Berlin, Zürich und Rom, von ihrer problematischen Beziehung zu Max Frisch, ihrer Reise nach Ägypten und natürlich ihren ebenso kompromisslosen Texten. Ebenso hier konnten Filmpat*innen den Dreh mit am Film-Set verfolgen und Regisseurin, Filmproduzent und Produktionsteam ihre Fragen stellen. Ab 13. Oktober im Kino.

Martin Schilts am 20. Oktober anlaufender Dokumentarfilm KRÄHEN – NATURE IS WATCHING US geht von der Prämisse aus, dass Rabenvögel dank ihrer außergewöhnlichen kognitiven Fähigkeiten ein „kollektives Wissen” über die Kulturgeschichte der Menschheit aufgebaut haben. Schließlich sind sie die einzigen Tiere, die dazu in der Lage sind, Menschen zu studieren und dieses Wissen an die Nachkommen weiterzugeben. Gedreht wurde in Österreich, Japan, Indien, USA, Kanada, Deutschland und der Schweiz.

In ihrem Drama EUROPA erzählt die österreichische Filmemacherin Sudabeh Mortezai die Geschichte einer jungen Managerin, die sich für eine zunächst nicht ganz transparente berufliche Mission in ein abgelegenes Tal in Albanien begibt, um den verbliebenen Einheimischen ihr Land abzukaufen. Doch ein alter Imker will das Land seiner Vorfahren nicht so einfach abtreten.
Ein kritischer Blick auf die Auswüchse und Praktiken des modernen Kapitalismus – ab 2. November im Kino.

Ausgehend von der eigenen Melancholie trotz beruflicher und privater Erfüllung, geht der in Salzburg geborene Filmproduzent Marko Doringer in seiner dokumentarischen Arbeit DEIN LEBEN – MEIN LEBEN der Frage nach, was immer mehr Menschen daran hindert, glücklich zu sein. Das Resultat dieser mehrere Kontinente umfassenden Suche ist ein intimer Film über das komplexe Zusammenwirken von Familie, Verantwortung, Zerbrechlichkeit sowie selbst- und fremdgesteckten Erwartungen. Bei der Diagonale 23 uraufgeführt, feiert der Film am 10. November seinen Kinostart.

Ebenfalls kurz vor dem Kinostart ist das Drama AM ENDE WIRD ALLES SICHTBAR von Peter Keglevic, basierend auf dem Roman Der Totengräber im Buchsbaum. Nach Jahren in der Fremde kehrt Fotograf Josef in seine Heimatstadt zurück, wo er einst das Massaker an Zuwanderern fotografieren musste, um seine Jugendliebe zu suchen. Es dauert nicht lange, ehe der düstere Schatten der Vergangenheit auch ihn erreicht.

Im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes uraufgeführt, ist Jessica Hausners Psychothriller CLUB ZERO mit der australischen Schauspielerin Mia Wasikowska in der Hauptrolle ab 17. November in den heimischen Kinos zu erleben. Im Zentrum der Handlung steht die mysteriöse Lehrerin Ms Novak, die ihre Schüler*innen gekonnt manipuliert, bis diese ihrem extremen Ernährungskult in sektenähnlicher Form folgen. Als die Eltern diese Gefahr erkennen, haben sie längst jeden Einfluss über die Kinder verloren.

Seit 2018 mussten Fans auf eine Fortsetzung von Eva Spreitzhofers erfolgreicher Culture-Clash-Komödie Womit haben wir das verdient? warten. Vier Wochen vor Weihnachten (30. November) erscheint der langersehnte Streifen WIE KOMMEN WIR DA WIEDER RAUS? nun mit Starbesetzung: Caroline Peters, Simon Schwarz, Pia Hierzegger, Michael Ostrowski und weitere Schauspielgrößen finden sich im Cast. Der Plot der Fortsetzung dreht sich um ein Patchwork-Weihnachtsfest, das völlig aus den Fugen gerät.
Diese vom ÖFI geförderten österreichischen Filmperlen lassen auf abwechslungsreiche Kinounterhaltung hoffen. Wir dürfen gespannt sein!