AND THE OSCAR GOES TO…

Österreich schickt VERA ins Rennen um den Auslands-Oscar

1927 taten sich die einflussreichsten Filmschaffenden ihrer Zeit – darunter Schauspielgrößen, wie Douglas Fairbanks und Mary Pickford, Regisseure, wie Cecil B. DeMille und Raoul Walsh, und Produzenten, wie Louis B. Mayer und die Warner Brothers, zusammen, um die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zu gründen. Hintergrund waren immer lauter werdende Rufe aus der ‚Traumfabrik‘  nach einer Gewerkschaft. Einem Eingriff von außen wollte man, wie so oft in der Geschichte Hollywoods, auf alle Fälle zuvorkommen und gründete die Academy als Hauptgewerkschaft für die Filmschaffenden. Die Entstehung eigener Gewerkschaften für die jeweiligen Berufsgruppen verhinderte das auf längere Sicht trotzdem nicht. Doch was von der Academy bis heute geblieben ist, ist die weltbekannte Oscar-Verleihung. 1929 wurde der „Academy Award of Merit“ (der Name Oscar wurde erst 1934 eingeführt) erstmals vergeben. Mit den Jahren wuchs die Zahl der Preiskategorien. So kam auch der Preis für den besten fremdsprachigen Film erst viele Jahre später hinzu, zunächst als Ehrenoscar. Erst seit 1957 wird der ‚Auslandsoscar‘ durch die Academy-Mitglieder selbst ausgelobt.

Seit 1962 schickt auch Österreich jedes Jahr einen Film ins Rennen um den renommierten Filmpreis. Zuständig dafür ist hierzulande der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA). Aus dessen jährlicher Auswahl haben es bis dato nur vier Filme auf die offizielle Liste der Nominierten geschafft. Davon haben zwei tatsächlich den Oscar nach Österreich geholt: DIE FÄLSCHER von Stefan Ruzowitzky (2008) und LIEBE von Michael Haneke (2013, die sich damit in eine Reihe an herausragenden Filmwerken einordnen, die von Federico Fellinis ACHTEINHALB (1964) über Volker Schlöndorffs DIE BLECHTROMMEL (1980) bis Thomas Vinterbergs DER RAUSCH (2021) reicht.

Diesem hochkarätigen Club könnte sich auch Tizza Covis und Rainer Frimmels VERA anschließen, den das Filmland Österreich als Vorschlag für den besten fremdsprachigen Film 2024 auserkoren hat.

In der Begründung der Expert:innen-Jury wird VERA als „filmisches Statement“ bezeichnet: „Es verweist auf die Licht- und Schattenseiten des Filmbusiness und ist zugleich eine Hommage an das Kino selbst.“ Das Regie-Duo Covi und Frimmel hat in seinen Filmarbeiten bereits mehrfach das Leben gesellschaftlicher Außenseiter behandelt, so auch in seinem jüngsten Werk: Im Mittelpunkt des semidokumentarischen Films steht die ausgebrannte Schauspielerin Vera Gemma, Tochter des verstorbenen italienischen Filmstars Giuliano Gemma. In den übergroßen Fußstapfen des Vaters, treibt Vera von Party zu Party durch das Leben, ehe eine schicksalshafte Begegnung ihrem Leben seit langer Zeit erstmals Tiefe verleiht und sie wieder „große Gefühle“ spüren lässt.

Ob VERA für die 96. Academy Awards nominiert wird, bleibt abzuwarten. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2022 wurde das Drama jedenfalls bereits mit dem Schauspiel- und dem Regiepreis in der Sektion Orizzonti geehrt. Abgeräumt hat VERA auch beim Österreichischen Filmpreis dieses Jahres: Tizza Covi und Rainer Frimmel holten die Trophäen für den Besten Spielfilm, die Beste Regie sowie den Besten Schnitt.

Drücken Sie die Daumen, dass es am 10. März 2024 heißt: „And the Oscar goes to Austria“!