DIAGONALE’23 – ein Fest für den österreichischen Film

Ob Viennale, Crossing Europe oder Filmfestival Kitzbühel, in Österreich sorgt eine blühende Festivalszene dafür, dass Filmenthusiasten und innovatives Kino zusammenkommen. Zu den renommiertesten Wettbewerben zählt die Diagonale Graz, die das österreichische Filmschaffen ganz in den Mittelpunkt rückt. Von 21. bis 26. März fand die diesjährige Ausgabe des Festivals statt – zum letzten Mal unter der Intendanz des Duos Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, das im Juni durch die Kunsthistorikerin und Kuratorin Claudia Slanar und den Filmkritiker Dominik Kamalzadeh abgelöst wird.

Spielfilmpreis für zweifachen Venedig-Preisträger VERA

Im Wettbewerb 2023 standen insgesamt 115 österreichische Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilme. Aus diesem Kreativfundus wurden gleich mehrere ÖFI geförderte Filme mit den begehrten Preisen ausgezeichnet, allen voran Tizza Covis und Rainer Frimmels VERA als „Bester österreichischer Spielfilm“. Der dokumentarisch anmutende Film, der Realität und Fiktion changieren lässt, wurde bereits bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig prämiert. Hauptfigur ist Vera Gemma, die als erfolglose Schauspielerin im Schatten ihres verstorbenen Vaters, des italienischen Filmidols Giuliano Gemma, durch ein oberflächliches Leben treibt, bis sie ein Unfall mit „echten Menschen“ abseits der High Society in Berührung bringt.

In der Kategorie Dokumentarfilm ging der Große-Diagonale-Preis an Chris Krikellis dokumentarischen Essay SOULS OF A RIVER, eine feinfühlige Erinnerungsreise zur südlichen EU-Außengrenze, wo Trennlinien zwischen Nationen, Identitäten sowie zwischen Leben und Tod ausgelotet werden. Der Schnitt des Films (Lisa Zoe Geretschläger) wurde außerdem mit dem Preis für die „Beste künstlerische Montage“ in einem Dokumentarfilm gekrönt.

Mehrfach prämiert wurde auch Marie Kreutzers international vielbeachtetes Portrait CORSAGE, das den wachsenden Widerstand der Kaiserin Elisabeth gegen Fremdbestimmung und Repräsentationszwänge in ihren 40-ern beleuchtet. Judith Kaufmann erhielt den Preis für die „Beste Bildgestaltung“, Martin Reiter jenen für das „Beste Szenenbild“. Die Auszeichnung für herausragende Produktionsleistungen teilte sich CORSAGE mit ROTZBUB, und RUBIKON, ebenfalls zwei ÖFI unterstützte Produktionen.

Schaurige Hierzegger und zwiespältiger Liebmann ausgezeichnet

Bei den Schauspielpreisen punktete Pia Hierzegger für ihre ROMY nominierte und schockierend eindrückliche Rolle der Tante Claudia im Horrorstreifen FAMILY DINNER. Der Debütfilm von Peter Hengl überzeugte außerdem in der Kategorie „Bestes Sounddesign“ (Lenja Gathmann). Gerhard Liebmann erhielt den Schauspielpreis für seine Interpretation der Titelrolle in David Wagners Drama EISMAYER. Darin verkörpert er den seinerzeit gefürchteten Ausbildner beim Bundesheer, der seine Homosexualität als tief verborgenes Geheimnis hütet.

Last but not least holte Karwan Marouf den Filmkompositionspreis für STERNE UNTER DER STADT – eine magische Liebesgeschichte, die das Leben feiert und zugleich die Nähe von Liebe und Leid beleuchtet – und Claire Dubien mit DAS TIER IM DSCHUNGEL die Auszeichnung für das „Beste Kostümbild“. Diese Koproduktion zwischen Österreich, Frankreich und Belgien präsentiert sich als rauschhafte Liebeserklärung an die Clubkultur der vergangenen Jahrzehnte.